Hallo Ramona, vielen Dank, dass du mit uns dieses Interview machst
Hallo Sophie, sehr gerne.
Viele bei uns an der Schule wohnen in verschiedenen Ländern oder auf verschiedenen Kontinenten. Wo wohnst du, Ramona? Und wie gefällt es dir dort?
Ich wohne im wunderschönen Spanien, an der Costa Blanca. Dort hat es mir von Anfang an sehr gut gefallen.
Du hast gerade erwähnt, dass du / ihr in Spanien wohnt. Was hat euch / dich denn dort hin „gezogen“? Hattet ihr dort schon ein Haus, bevor ihr umgezogen seid oder war es spontan? Oder war es einfach nur das Land?
Spontan würde ich nicht sagen, aber vor ein paar Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich mit 17 Jahren in Spanien leben werde. Aber zurück zur Frage... Natürlich haben mehrere Faktoren dazu beigetragen, den Schritt zu gehen. Einerseits haben wir uns bereits durch Urlaube in Spanien verliebt und andererseits hat uns in Deutschland auch nicht mehr viel gehalten. Die Pandemie war dann der ausschlaggebender Grund, um zu erkennen, dass wir auch im Homeoffice arbeiten und lernen können.
Und zur anderen Frage: Nein, ein Haus hatten wir hier nicht. Bevor wir uns endgültig entschieden haben, hier zu bleiben, sind wir auch erst einmal für ein Jahr in Miete gegangen.
Welche Sprache spricht man dort? Kannst du die Sprache sprechen?
Man spricht hier hauptsächlich Spanisch und Valencianisch. Aber da wir uns in einer Gegend mit relativ viel Tourismus befinden und hier einige Nicht-Spanier leben, kann man auch viele andere Sprachen hören.
Ich kann mich mittlerweile gut auf Spanisch verständigen, lerne aber immer noch.
Wie du erwähnt hast, spricht man bei dir auch Valencianisch. Hört es sich gleich an wie Spanisch oder ist es ganz anders?
Als Nicht-Spanierin klingt es schon sehr anders, fast wie eine eigene Sprache. Wir sind demnach ganz froh, dass es hier auch nicht überall gesprochen wird. Normalerweise spricht jeder das reguläre Spanisch, also das Kastillisch, Castellano. Und Valenciano hört man dann eher mal bei älteren Personen an der Supermarktkasse oder wenn man weiter im Landesinneren ist.
Was kann man dort machen, wo du wohnst? Gibt es irgendwelche Sehenswürdigkeiten?
Ja, da gibt es einiges. Hier in der Nähe ist vermutlich das Naheliegendste, an den Strand zu fahren und die vielen charmanten, alten Stadtkerne anzusehen. Je nach Jahreszeit kann man hier auch sehr gut wandern oder einen Wassersport ausüben.
Interessant, was für Wassersportarten denn speziell?
Da gibt es verschieden Arten. Man kann sehr gut tauchen, Surfen oder Kajak-Touren unternehmen. Die Liste ist endlos und lang.
Gibt es bei dir eine Zeitverschiebung? Oder startet die Schule bei dir auch so wie in Deutschland um 14:00 Uhr?
Die Schule startet bei mir wie in Deutschland um 14:00 Uhr.
Du gehst bei uns in die Oberstufe. Das ist sehr spannend für viele jüngere SchülerInnen und ich habe ein paar Fragen an dich dazu:
Wie viele Klassenkamerad*innen hast du in der Oberstufe?
Mit mir dürften es derzeit insgesamt einundzwanzig sein.
Hast du noch alle Fächer oder konntest du bereits welche auswählen?
Das ist eine sehr gute Frage. Ich durfte bereits Fächer wählen. Da gibt es spezielle Vorgaben, besonders auch deshalb, da wir das Abitur als Externen-Schüler schreiben. Somit müssen wir die Abiturprüfungen in acht Fächern ablegen, davon vier mündlich und vier schriftlich. Ich denke, dass dies sicherstellen soll, dass wir den Lernstoff der gesamten Oberstufe durchgenommen haben und uns nicht nur für die Prüfung in drei oder vier Fächern vorbereitet haben. Zusätzlich hängt die Fächerauswahl auch von Angebot und Nachfrage ab, weshalb die Standardfächer der Mittelstufe meist bestehen bleiben.
Was ist dein Lieblingsfach?
Am interessantesten finde ich vermutlich Spanisch, weil ich hier gleichzeitig etwas über die Kultur und die Sprache lerne, mit der ich täglich zu tun habe.
Es wäre toll, wenn du uns etwas darüber berichten könntest, wie viel du lernen musst in der Oberstufe und wie du dir den Lernstoff einteilst.
Ich denke, das Lernen ist weniger als man erwartet. Viel mehr Zeit nehmen dagegen die ganzen Aufgaben ein. In der Oberstufe ist es derzeit so, dass keine typischen Lernstandserhebungen mehr durchgeführt werden, sondern es Einsendeaufgaben geschrieben werden. Für diese sollen wir etwa drei Stunden einplanen, haben aber rund einen Monat Zeit, sie zu erledigen. Außerdem dienen sie als direkte Abiturvorbereitung, da es sich meistens um echte Abituraufgaben handelt. In den Grundkursen wird pro Fach und pro Halbjahr eine Einsendeaufgabe gestellt und in den Vertiefungskursen eine weitere pro Halbjahr.
Zusätzlich gibt es natürlich weiterhin die Noten der Mitarbeit, gewisser Projekte und Präsentationen sowie die Bewertung der Aufgaben, wie es die Schülerinnen und Schüler der Online-Schule schon aus der Mittelstufe kennen.
Wirkliches Lernen findet, denke ich, vor allem in den Sprachen statt und dann natürlich vor dem Abitur.
Ich habe mal in die Q1 Stundenpläne geschaut und habe gesehen, dass man Zeit hat zu lernen. Hat jeder bei euch denselben Stundenplan so wie in den Unterstufen (5, 7, 8 usw.) oder hat jeder Schüler einen anderen Plan?
Jeder Schüler hat tatsächlich einen eigenen Stundenplan. Oft gibt es Überschneidungen, aber aufgrund der Kurswahl gibt es keinen einheitlichen Stundenplan.
Bekommt ihr in der Oberstufe viel mehr Hausaufgaben?
Das ist schwer zu sagen. Man bekommt definitiv schwerere Aufgaben, aber man wird in der Mittelstufe nach und nach darauf vorbereitet, weshalb man davor keine Angst haben sollte. Ich würde auch gar nicht sagen, dass es mehr Aufgaben sind, sondern einfach längere, da man hauptsächlich mit Operatoren und Anforderungsbereichen arbeitet, die fürs Abitur sehr wichtig sind. So werden wir daran gewöhnt und gut vorbereitet. Am Anfang möchte man außerdem meist möglichst vollständig antworten, wodurch es oft ausführlicher wird. Es ist gar nicht so einfach, aber irgendwann hat man den Dreh raus, ohne dass man ewig für die Aufgaben braucht.
Hast du Tipps für die „Zukünftigen Oberstufen“? Wie z. B. wie man am besten die Zeit einteilen sollte, um zu lernen?
Damit man am Anfang nicht überwältigt wird und sich zu viel Zeit für die einzelnen Aufgaben nimmt, sollte man sich auf jeden Fall an der für die Aufgaben vorgesehenen Zeit orientieren. Zudem rate ich davon ab, alles, was in den Schulbüchern steht, in seiner Freizeit nochmal schön aufzuschreiben, damit man sich vor dem Abitur damit vorbereiten kann, wenn man dadurch irgendwann keine Zeit mehr für sich selbst übrig hat. Einige Lehrer geben uns die Zeit, diese Zusammenfassungen zu schreiben, aber on-top würde ich es nur bei äußerster Langeweile empfehlen und andere Aufgaben vorzuziehen. Natürlich gibt es gewisse Momente, in denen es sinnvoll ist, sich Themen nochmal neu aufzuschreiben oder zu wiederholen. In Mathe würde ich beispielsweise empfehlen, sich Hefteinträge zu schreiben, da man selbst bei neuen Themen oft auf altes Wissen zurückgreifen muss.
An alle zukünftigen Oberstufen kann ich außerdem weiterleiten, dass es hilfreich ist, sich während des Unterrichts Notizen zu machen, wenn ihr merkt, dass es gerade um Extrawissen geht. Es reichen meist kurze Schlüsselwörter, die ihr in eure Kursnotizbücher aufnehmt und bei der Abiturvorbereitung nochmal zur Vollständigkeit recherchieren könnt.
Da fällt mir noch was ein. Wenn ihr mit den Schulbüchern nicht zurechtkommt und viel recherchieren müsst, ist es praktisch, wenn ihr die Links abspeichert oder den Inhalt schonmal rauskopiert, damit ihr auch hier später darauf zurückgreifen könnt.
Tipps fürs Lernen könnte ich viele geben. Nichtsdestotrotz ist für jedes Fach und für jeden Einzelnen etwas anderes geeignet. Deshalb würde ich einfach jedem raten, sich mit den verschiedenen Lernmethoden zu beschäftigen und herauszufinden, was für einen selbst am besten passt.
Weißt du schon, was du später studieren möchtest? Und vielleicht wo? Würdest du von deinem aktuellen Wohnort an einen anderen Studienort, in eine andere Stadt oder sogar in ein anderes Land ziehen?
Ja und nein. Ich weiß bereits, dass ich Psychologie studieren möchte, aber ich bin mir noch nicht sicher, an welcher Uni dann letztendlich. Was schon feststeht, ist, dass ich dafür wieder nach Deutschland ziehen muss, obwohl ich mir sicher bin, dass ich Spanien jeden Tag vermissen werde.
Du hast gerade erwähnt, du möchtest Psychologie studieren. Wie bist du darauf gekommen oder was hat dich dazu motiviert, es zu wählen?
Das war in der Tat ein langer Prozess. Geholfen hat mir dabei natürlich die Berufsorientierung, die normalerweise in der 9. Klasse in jeder Schule stattfindet und bei der man verschiedene Karrieren und Berufswege kennenlernt. Für mich war es zudem auch sehr hilfreich, zu überlegen, was ich von meinem Job erwarte, oder wie ich möchte, dass mein Leben aussehen soll. Also ist es etwa mein Wunsch viel reisen, oder möchte ich gerne im Team arbeiten.
Dann habe ich auch ein paar Praktika gemacht, die einem schnell zeigen, wenn ein Beruf zu dir passt, oder nicht. Das Ende der Geschichte ist, dass ich dann auf Instagram immer mal wieder Beiträge zum Thema Psychologie gesehen habe und dadurch festgestellt habe, dass mich das Thema sehr interessiert. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch gemerkt, dass ich eigentlich bereits mein ganzes Leben jemand war, der sich gerne selber mal analysiert und überlegt, warum meine Reaktionen auf bestimmte Situationen so waren, wie sie waren. Und ja, das hat mich dann so darauf gebracht.
Wo in Deutschland möchtest du dein Abitur schreiben?
Das kann ich dir leider noch nicht sagen, aber ich bin gerade in Kontakt mit den Behörden und hoffe, dass ich bald eine Antwort darauf habe.
Was machst du als Ausgleich zur Schule – vielleicht eine Sportart oder etwas anderes?
Ich bin viel unterwegs, halte Kontakt mit Freunden und habe auch vor, demnächst Arbeiten zu geben. Für Hobbies habe ich eher weniger Motivation.
Was für Musik hörst du gerne, und wann?
Musik höre ich unterschiedliche, das ist auch sehr abhängig von den Umständen. Beim Kochen ist es meistens Pop Latino, beim Aufräumen Dance Pop oder irgendein Podcast. Aber auch Chillout-Lounge, Rap oder Oldies dürfen es gerne mal sein.
Was denkst du, welche Themen/Artikel für die Schülerzeitung interessant sein könnten?
Ich finde, dass es bereits super interessante Artikel der Schülerzeitung gibt. Eine weitere Idee wären vielleicht Essays mit persönlichen Reflexionen und Erfahrungen.
Vielen Dank für deine Antworten.
Immer wieder gerne
Tolles Interview 😍